DKA - Rapstedt, Bülderup und Tingleff

Kommunikation und Sprache

Dass wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen
Karl Jaspers (1883-1969), dt. Philosoph

Menschen stehen immer in einer Relation zueinander. Sich verständigen und sich sprachlich mitteilen zu können ist für unser Miteinander und Füreinander ein wesentlicher Faktor. Ohne Kommunikation können wir keine Relationen zueinander aufbauen. Kinder kommunizieren und lernen Sprache mit und in ihrem Umfeld. Sie lernen sich verbal in einer oder mehreren Sprachen zu verständigen und erlernen später zu lesen und zu schreiben. Ihre Kommunikationsmöglichkeiten erweitern sich – hier ist unser Kindergarten ein wichtiges Umfeld, wo Sprache und Kommunikation sich entfaltet.

Die Aufgaben des Erwachsenen

Sprache entsteht durch Kommunikation. Deshalb sind wir in vielen Situationen sowohl auf unsere eigene Kommunikation als auch auf unseren eigenen Sprachgebrauch aufmerksam. Zum einen dienen wir als Rollenmodel um Kommunikations- und Sprachanlässe zu schaffen.

Wir zeigen Freude und Begeisterung beim Kommunizieren. Hier nutzen wir auch unsere Mimik, Gestik und Körpersprache. Unsere Kommunikation soll den Kindern eine sichere Basis anbieten und die Explorationsfreude anregen. Kleine Pausen, wo wir einem Kind Zeit geben zu überlegen und sich ausdrücken zu können sind wesentlich. Unsere Geduld und Einfühlungsvermögen samt Aufmerksamkeit fördert die sprachliche Entwicklung des Kindes. Das Bewusstsein Anwendung eigener sprachlichen Vielfalt und die Wichtigkeit des Sprachgebrauchs machen uns Mitarbeiter, besonders zusammen mit den Eltern und dem nahen Umfeld des Kindes, zu Schlüsselpersonen.

Zum anderen verfolgen wir die kommunikative und sprachliche Entwicklung der Kinder. Sowohl im Alltag als auch bei den obligatorischen „Sprogvurderinger“ für die 3- und 5-jährigen Kinder.

Auch unsere Beobachtungsbögen, die wir für jedes Kind anlegen, geben uns Aufschluss über die sprachliche und kommunikative Entwicklung des Kindes. Im TRAS – Beobachtungsbogen (tidlig registrering af sprogudvikling) wird dieses Wissen festgehalten und fortlaufend genutzt, um die Sprache der Kinder zu fördern. Wir sichern eine gezielte sprachliche Förderung der Kinder, durch die Planung von konkreten pädagogischen Angeboten und Aktivitäten und das Bewusstsein unserer Rolle.

Basis für Kommunikation – der Dialog

Kommunikation erfordert einen Sprecher und einen Zuhörer. Dies fängt schon von klein auf an. Der Interaktion und dem Dialog Ruhe und Zeit zu geben ist wertvoll. Die Kommunikationsinitiativen des Kindes zu sehen und aufzugreifen ist ein Knackpunkt.
Beim Singen und Spielen mit einer Gitarre, wo das Kind versucht ein paar Töne zu spielen und der Erwachsene diese dann wiederholt, entsteht ein Wechselspiel, wo die Grundlagen des Dialoges geübt werden. Ein Dialog mit dem Kind ohne Worte, aber mit enormer kommunikativer Wirkung. Durch unser abgestimmtes Abwarten und Reagieren übt das Kind den Sprecherwechsel.

Zuhören – ein Schlüssel für die Sprachfreude

Wir möchten, dass das Kind in der Gemeinschaft eine Stimme hat und gehört wird. Es soll erleben, dass seine Gedanken und Gefühle wertvoll sind. Wir unterstützen den Mut und die Lust sich anderen mitzuteilen durch aktives Zuhören. Wir machen **„die gute Geschichte dicker“** indem wir Ruhe und Zeit für das Zuhören schaffen. Ein interessiertes Nachfragen und Interesse zeigen, regt das Kind zum „mehr Erzählen” an.

Ausstrahlung und Enthusiasmus

Wir arbeiten bewusst mit dem sprachlichen Emotionsausdruck . Wir versuchen einen Zusammenhang zwischen dem, was man im Körper fühlt und was man sehen kann zu schaffen. Körperhaltung und Gesichtsausdruck spielen hier eine wichtige Rolle. Bei den Kleinen unterstützen wir dies durch ein abgestimmtes Spiegeln des Gefühls begleitet mit einfachen Worten z.B. „es sieht so aus, dass du traurig bist – stimmt das?“

Bei den größeren Kindern, die vieles schon durch Worte verstehen und ausdrücken können, kann es anfänglich schwierig sein, Geschehens und Gefühle in Worte zu fassen. Deshalb nutzen wir verschiedene unterstützende Materialien, wie Bücher zum Thema, Tischtheater oder Bilder. Ein Plakat mit Gesichtern, die verschiedenen Gefühle zeigen, helfen dem Kind zu zeigen, wie es sich fühlt. Diese visuelle Hilfestellung macht den Dialog leichter und ist bei den Kindern sehr beliebt. Durch unsere deutliche Anwendung von Gestik, Mimik, Körpersprache und Tonfall lernen die etwas größeren Kinder auch zu unterscheiden, ob man etwas ernst meint oder Spaß macht. Es ist uns wichtig, dass wir in unserer Kommunikation authentisch sind. Dadurch erleben und lernen die Kinder die „Regeln der Kommunikation“, was für das soziale Miteinander von groβer Bedeutung ist.

Sprachliche Entfaltung im Miteinander

Der Alltag bietet für uns unzählige Sprachanlässe. Sprache entwickelt und erweitert sich im täglichen Miteinander durch Zeigen und Benennen von Gegenständen, sowie in unseren Handlungen. Dadurch, dass wir Abläufe und Erlebtes sprachlich benennen, erweitern wir den Wortschatz und schaffen gleichzeitig Verbindungen zwischen sprachlichen und körperlichen Handlungen. Wir stellen Fragen, führen vertiefte Gespräche und wundern uns gemeinsam mit den Kindern. Im Dialog zu Zweit oder in Gruppen erläutern wir gerne Zusammenhänge und sind die neugierigen Erwachsene. Durch unser Erklären und Vertiefen bestimmter Themen oder Dinge aus dem Alltag entsteht ein tieferes Verständnis für die Bedeutung der Wörter und eine sprachliche Vielfalt entsteht.

Ist ein Hund nur ein Hund? – Nein, es gibt kleine und große Hunde, es gibt braune und schwarze Hunde, es gibt Blindenhunde und Jagdhunde – durch das Vertiefen und Erklären unterstützen wir das Denken und Denken erfordert Sprache.

Das dialogische Lesen, wo wir nicht nur Vorlesen, sondern gleichzeitig den Dialog mit den Kindern unterstützen gehört zu unserer Praxis. Andere Aktivitäten, die gezielt die Sprachentwicklung fördern sind unser Bilderbuchkino und Büchereibesuche.

Spielerisch mit Musik Sprachen lernen

Musik kann die Entwicklung der Sprache, besonders die Zwei- und Mehrsprachigkeit unterstützen. Durch Lieder, Reime, Gedichte und Singspiele vermitteln wir Sprache und Kulturgut. Auf spielerische Art werden Aussprache und Sprachmelodie ganz unbewusst erlernt. Der hohe Aufforderungscharakter von Musik und Rhythmus animiert die Kinder zum mitmachen. Mit Musik erreichen wir auch die Kinder, die eher zurückhaltend und vorsichtiger sind. Durch Nachahmung und Echospiele können auch Kinder mit wenigen Sprachkenntnissen integriert werden. Wir haben einen starken Fokus auf traditionelles und modernes Liedgut und möchten den Kindern durch gemeinsames Singen den Zugang zu Sprache erleichtern und Sprachanreize geben. Die Gegenüberstellung der deutschen und dänischen Sprache erfolgt oft, indem deutsche Lieder in das dänische übersetzt und gesungen werden – und umgekehrt. Diese Gegenüberstellung bringt die beiden Lebenswelten der Kinder zusammen und schafft Verbindungen. Sowohl auf emotionaler Ebene als auch auf kognitiver Ebene werden die Kinder inspiriert. Die Bewusstwerdung der beiden Sprachen erfolgt und das Sprachverständnis wird gefördert. Es hebt das Selbstbewusstsein der Kinder: „Hey, ich kann beides- dansk und deutsch“

Von Sprache umgeben sein - unser physisches Sprachenmilieu

Es ist wichtig, dass Sprache in unserem physischen Bildungsraum für die Kinder deutlich sichtbar ist. Wir richten gemütliche Leseecken mit Büchern ein und wir nutzen sichtbar Tafeln, wo gemeinsame Bescheide geschrieben werden. Bilder, Plakate oder Wochenpläne hängen in Kinderhöhe und an Orten, wo Kinder sich aufhalten. Wir haben Plakate, wo die Kinder durch Wort und Bild den Zusammenhang zwischen Buchstaben und deren Bedeutung erfahren können. Namen der Kinder oder andere Beschriftungen an Gegenständen und Inventar unterstützen das Interesse an der Schriftsprache und geben viele Sprachanlässe. Seinen eigenen Namen im Kindergarten an Dingen wieder zu erkennen ist für Kinder motivierend und entwickelt Lust und Neugierde auf mehr.

Zwei- und Mehrsprachigkeit

Kinder bei uns im Kindergarten wachsen mit zwei Kulturen und Sprachen auf. Unsere Minderheitenkultur repräsentiert spezielle Gebräuche und Traditionen in einem „sønderjysken“ Umfeld. In dem Sprachenkonzept des DSSV, daβ als PDF unten unter mehr Info: „Sprachenkonzept des DSSV“ heruntergeladen werden kann, ist unsere Arbeit mit der Zwei- und Mehrsprachigkeit detailliert beschrieben. Ein weiterer und sehr wesentlicher Gewinn der Zwei- und Mehrsprachigkeit von klein auf ist, dass das simultane Lernen zweier und mehrerer Sprachen die Entwicklung der exekutiven Funktionen stark fördert. Forschung zeigt, dass das spätere Erlernen weiterer neuer Sprachen leichter fällt.

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